Mit ihren großen Augen und der gemächlichen Art sind sie die großen Sympathieträger in der landwirtschaftlichen Tierhaltung: die Rinder. Doch beim Leistungswahn der Industrie bleibt die Natur der sanften Wiederkäuer auf der Strecke.
Rinder leben sozial. Zumindest dann, wenn sie ihr natürliches Verhalten ausleben können. Bei den meisten der über zwölf Millionen Rinder in Deutschland sieht das anders aus. In der landwirtschaftlichen Industrie sollen sie unser Bedürfnis nach Fleisch und Milch befriedigen, ohne Rücksicht auf ihre Bedürfnisse.
Anders als im vollen Stall besteht eine natürliche Herde aus 20 bis 30 Tieren, einem Altbullen, Mutterkühen und deren Nachwuchs, zwischen denen eine klare Rangordnung besteht. Die Tiere kennen sich untereinander und schließen sogar individuelle Freundschaften. Sie kommunizieren über ihr Ausdrucksverhalten und verständigen sich über Mimik, Kopfstellung und Laute. Besonders die enge Mutter-Kalb-Bindung, die bei Rindern eine große Rolle spielt, bekommt in der industriellen Haltung keine Chance. Ähnlich wie in einem Kindergarten bilden die Kälber normalerweise Gruppen, in denen sie stundenweise bis zum Alter von zehn bis 15 Wochen bleiben.
Der Tagesablauf von Rindern ist stark synchronisiert und geprägt von großer Regelmäßigkeit: Grasen, Körperpflege, Ruhen. Dieser Rhythmus wiederholt sich drei- bis fünfmal täglich. Stammesgeschichtlich sind sie an viel Bewegung angepasst und legen auf der Weide täglich bis zu dreizehn Kilometer zurück. Sofern sie können. Denn in den meisten Ställen herrscht Bewegungsarmut bis Stillstand durch Anbinden.
Der bmt fordert:
Neue Zuchtziele: Verbesserung der Vitalität statt Steigerung der Milchmenge
Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung und stattdessen ganzjähriger Auslauf
Trittfeste Böden, die Klauen und Zehen nicht beeinträchtigen und somit ein Verbot von Spaltenböden
Verbot des betäubungslosen Enthornens
Einführung von tiergerechten Bestandsobergrenzen