An Freiauslauf fehlt es ebenso in den meisten Laufställen, in denen ein anderer Teil der Milchkühe gehalten wird. Aber die Tiere können sich zumindest im Stall bewegen. Die Kühe werden in der Regel enthornt, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Die Enthornung erfolgt in Deutschland zumeist mit einem Brennkolben ohne Betäubung. Eine Betäubungspflicht ist erst ab der sechsten Lebenswoche vorgeschrieben, obwohl das Ausbrennen für sehr junge Tiere ebenso erhebliche Schmerzen bedeutet. Damit findet auch hier ein grundsätzliches Prinzip der konventionellen Nutztierhaltung Anwendung: Die Tiere werden dem Haltungssystem angepasst, anstatt das Haltungssystem den Bedürfnissen der Tiere anzupassen. So wäre eine Haltung behornter Rinder durchaus praktikabel.
Dafür wäre aber mehr Platz für die Tiere notwendig und ein entsprechendes Management durch die Tierhalter.
Neben der Haltung ein besonderes Problem für den Tierschutz: Die einseitige Zucht bei Milchkühen auf hohen Ertrag, die die Tiere zu wahren Hochleistungsproduzenten macht. Während in den 50er bis 60er Jahren die durchschnittlich produzierte Jahresmilchmenge etwas mehr als 4.000 Liter betrug, hat diese sich zum Jahr 2007 etwa verdoppelt, Tendenz steigend. Dies müssen die Tiere mit ihrer Gesundheit teuer bezahlen. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl an Erkrankungen und Todesfällen stark angestiegen. Hauptursache für vorzeitiges Sterben bei Milchkühen ist nach wie vor Mastitis, eine schmerzhafte Eutererkrankung, die in Zusammenhang steht mit hoher Milchleistung, falscher Fütterung, maschinellem Milchentzug und schlechter Stallhygiene. Die Anzahl an Milchkühen, die an Mastitis leiden, hat sich in den letzten 40 Jahren mehr als versechsfacht.
Um den Ertrag möglichst konstant zu halten, muss eine Milchkuh jedes Jahr ein Kalb zur Welt zu bringen. So wird sie ständig aufs Neue künstlich besamt und teilweise zuvor einer Hormonbehandlung unterzogen, um kein teures Sperma zu vergeuden. Die Trächtigkeit dauert wie beim Menschen neun Monate. Auch während dieser Zeit wird bis zum siebten Monat gemolken. In den letzten zwei Monaten vor der Geburt ist die Milchproduktion während der so genannten „Trockenstehzeit“ unterbrochen. Statistisch gesehen hat eine Milchkuh nur 2,7 Laktationen, bringt also nicht einmal drei Kälber zur Welt, bis sie geschlachtet wird. Dann ist sie gerade einmal 4,5 Jahre alt und wird für den Tierhalter unwirtschaftlich.