Kälber in der Industrie

In Großbetrieben der Industrie zeigt sich ein anderes Bild als draußen in der Herde. In der Regel werden Mutterkuh und Kalb direkt nach der Geburt getrennt, was die sonst enge Beziehung verhindert. Kaum verwunderlich, dass dies bei Kälbern zu Verhaltensstörungen führen kann. Sie können ihren Saugreflex nicht ausleben, projizieren ihn auf Ersatzobjekte oder belecken sich selbst. Eine muttergebundene Kälberaufzucht findet sich allenfalls in Einzelbetrieben der ökologischen Landwirtschaft.

Während weibliche Kälber den Nachschub an Milchkühen sicherstellen, sind männliche Kälber von Hochleistungsmilchrassen für die herkömmliche Fleischproduktion kaum geeignet und für Landwirte weitestgehend wertlos. Sie landen hierzulande meistens zur  Kalbfleischproduktion in Intensivtierhaltungen.
Deutschland ist der größte Kälberexporteur Europas. Die Zahl an eigenen  Kälberschlachtungen ist mit rund 230.000 Tieren vergleichsweise gering. Zumindest im Hinblick darauf, dass wir mit 12,7 Millionen gehaltenen Rindern 2012 im Europavergleich auf Platz 2 hinter Frankreich liegen. Insgesamt hatte Deutschland 2014 einen Rindfleischselbstversorgungsgrad von 110 Prozent, wobei 100 Prozent theoretisch den Inlandsverbrauch darstellen.