Beizjagd

Die Anfänge der Beizjagd, also die Verwendung von gezähmten Greifvögeln zur Jagd auf freilebende Tiere, liegen wohl rund 3000 Jahre zurück und hatte eine Hochblüte in Europa zu Zeiten Friedrichs II. Von den Falknern wird sie gerne als wertvolles Kulturgut bezeichnet. Sie sehen in der Beizjagd eine zeitgemäße, tiergerechte und ökologische Jagdform, die nicht nur für bestimmte Einsatzzwecke, sondern auch für den Tierschutz Vorteile bietet.
Doch ist diese mittelalterlich anmutende Methode nicht mit den modernen Anforderungen des Tier- und Artenschutzes des 21. Jahrhunderts vereinbar.

Bereits das Argument, dass der Tod der Jagdbeute stets rasch und verlässlich geschähe, kann nicht überzeugen. Der am häufigsten verwendete Beizvogel, der Habicht, gehört bspw. zur Gruppe der Grifftöter. Er tötet seine Beute mit den starken Krallen und Zehen, indem er das Tier gleichsam “durchknetet”, bis es tot ist. Da das Tötungsgeschehen durchaus einige Minuten dauern kann, kann von einem raschen Tod der Tiere keine Rede sein.

Auch das Argument, dass die Beizjagd hochselektiv sei, steht auf tönernen Füßen. Tatsache ist, dass der Falkner keinerlei Einfluss mehr darauf hat, welche Tierart vom Greifvogel erbeutet wird, wenn der Beizvogel von der Hand des Falkners geflogen ist. Häufig bleibt es dem Zufall überlassen, ob der Beizvogel plötzlich Exemplare geschützter, nicht jagdbarer bzw. ganzjährig zu schonender Arten anfliegt und tötet.
Der Freiflug ist auch aus anderen Gründen des Artenschutzes problematisch. Immer wieder kommt es vor, dass Beizvögel nicht mehr zum Falkner zurückkehren. Bei Verwendung nicht heimischer Beizvögel besteht somit die Gefahr, dass sich die entkommenen Tiere mit heimischen Greifvogelarten kreuzen und dies zur Faunenverfälschung beiträgt.

Der oft als nahezu alternativlos gerühmte Einsatz von Greifvögeln an Flughäfen (zur Vergrämung von Vogelschwärmen) oder der Einsatz an Friedhöfen (zur Bekämpfung von Kaninchen) stellt sich in der Praxis als weitgehend ineffektiv heraus. Viele Flughäfen verzichten bewusst auf die Hilfe der Falkner, da die freifliegenden Beizvögel selbst eine Gefahr für den Flugverkehr darstellen können und effektivere Methoden der Vergrämung bestehen.

Insgesamt erscheint es aus ethischer Sicht höchst problematisch, wenn lebende Tiere gleichsam als Waffe für die Jagd instrumentalisiert werden. Nicht zu vergessen ist, dass bei dieser Jagdmethode ein Tier auf ein anderes gehetzt wird, was nach dem Tierschutzgesetz grundsätzlich verboten ist.

Auch die Dressur- und Haltungsmethoden der Vögel kollidieren mit grundsätzlichen Anliegen des Tierschutzes. Um bspw. die Greifvögel zu „motivieren“, spontan zu jagen, aber auch zum Falkner zurückzukehren, werden sie durch Nahrungsentzug im Körpergewicht erheblich reduziert. Da bei dieser Hungermethode zunächst die Eiweißreserven des Körpers aufgebraucht werden, haben viele Beizvögel nicht nur eine geringere Brustmuskulatur, sondern auch geringere Werte an Plasmaproteinen. Bei dieser Methode besteht somit stets die Gefahr, die Gesundheit der Tiere zu gefährden. Experten berichten auch von Todesfällen.

Vor dem Hintergrund, dass die Beizjagd als Bestandteil der regulären Jagd heute nahezu bedeutungslos ist und primär aus Gründen der Freizeitgestaltung erfolgt, sollte angesichts der damit verbundenen Tier- und Artenschutzproblematik ein rechtliches Verbot in den Bundesländern angestrebt werden.