Für uns Westeuropäer ist Fisch aufgrund seines niedrigen Fett- und Cholesteringehalts ein gelegentliches Luxusgut. Anders in ärmeren Ländern. Hier trägt Fisch entscheidend zur Grundversorgung mit Proteinen bei. Jedoch sind die globalen Prognosen düster: Die Weltbevölkerung und damit der „Welthunger“ wächst rasant.
Im Jahr 2050 wird es knapp zehn Milliarden Menschen auf der Erde geben. Die Fischbestände in den Weltmeeren können den Bedarf bereits jetzt kaum stillen. Und die ökologischen Grenzen des Fischfangs sind schon lange überschritten. Rund 30 Prozent der kommerziell genutzten Fischbestände in den Weltmeeren gelten als überfischt und 57 Prozent gelten als maximal genutzt. In den europäischen Gewässern ist die Situation besonders schlimm: Hier gelten bis zu 88 Prozent der Bestände als überfischt. In den 1970er Jahren waren es lediglich zehn Prozent.
Die Hoffnung der Welternährungsorganisation FAO liegt daher auf der Aquakultur, einer weitgehend kontrollierten Aufzucht von aquatisch lebenden Tieren. Rund 350 Fischarten werden so gehalten. In Europa ist die Haltung von Süßwasserfischen wie Karpfen und Regenbogenforelle in Teichen traditionell verbreitet, in Vietnam wird häufig der Pangasius, eine Haiwelsart, in schwimmenden Käfigen gehalten. Norwegen nutzt seine Meere, um Lachse in Netzkäfigen zu halten. Seit einigen Jahrzehnten werden auch geschlossene Kreislaufanlagen betrieben, um von Umwelteinflüssen möglichst unabhängig zu werden.
Wirtschaftlich betrachtet ist diese Art des Fischfarmings seit Jahrzehnten ein stetig wachsender Markt in der landwirtschaftlichen Tierproduktion. Mittlerweile stammt der größte Teil der weltweiten Speisefischproduktion aus Aquakulturen. Dabei kommen etwa 85 Prozent aller gefarmten Fische aus Entwicklungs- oder Schwellenländern. China ist unangefochtener Marktführer und produziert mit 41Millionen Tonnen Fisch jährlich etwa zwei Drittel der globalen Menge. In Europa spielt die Aquakultur bislang keine entscheidende Rolle. Die gesamte EU erzeugt rund 2,9 Millionen Tonnen pro Jahr. In Deutschland existieren rund 6.000 Betriebe, die insgesamt rund 26.300 Tonnen Fische, Muscheln und Kaviar pro Jahr erzeugen. Dies deckt aber nicht den Bedarf ab. Etwa 90 Prozent der in Deutschland verzehrten Fische und Fischereierzeugnisse werden aus dem Ausland importiert.