Newsletter Juni 2019

Liebe Tierfreunde,

die Mühlen im Tierschutz mahlen langsam, aber nicht, weil die Tierschützer ihre Ziele nicht beharrlich verfolgen oder ihnen das Durchhaltevermögen fehlt, sondern weil sie häufig gegen Windmühlen ankämpfen müssen.
Ohne Ausdauer, Hartnäckigkeit, Visionen und kreative Lösungsansätze wären wir schon so gegen manche Wand gefahren. Sei es, wenn es um unser Engagement gegen den illegalen Welpenhandel geht oder wir uns für ein Pferdekutschenverbot in Berlin einsetzen.
Geduld und Beharrlichkeit sind dabei unsere steten Begleiter. Fortschritt ist häufig nur in ganz, ganz kleinen Schritten möglich. Aber wir bleiben am Ball und freuen uns über jede noch so kleine Verbesserung für die Tiere. Für uns zählt jedes einzelne Tier, dem wir aus einer Notsituation heraushelfen können oder für das wir ein Zuhause suchen, wie für das traumhafte Mutter-Tochter-Gespann Tiffy und Susi oder den herzensguten Tolpatsch Cloud.

Ihr bmt-Team

Illegaler Welpenhandel im Visier

Manchmal gleicht der Tierschutz einer Sisyphus-Arbeit. Sie nimmt einfach kein Ende und manchmal wird man wie beim Monopoly-Spiel auf Anfang gesetzt und alles beginnt wieder von vorne. So wie in einem aktuellen Fall von Welpenhandel.
Bereits im Oktober 2018 wurden bei einer Räumungsaktion 29 Hunde sichergestellt und in den Tierheimen in Bad Karlshafen und Kassel untergebracht. Den beteiligten Personen war auch damals schon die Haltung und der Handel mit Hunden untersagt. Die Angelegenheit ging vor Gericht und es hagelte Anzeigen gegen das Tierheim und den Tierheimleiter. Doch trotz aller Widrigkeiten lassen wir in unserem Engagement für die Tiere nicht nach und lassen uns auch nicht bange machen.  
Und es kommt, wie im vergangenen Herbst leider zu befürchten war: Es gab neue Meldungen, dass dieselben Personen wieder Welpen über das Internet verkaufen würden. Und so wiederholt sich das traurige Schauspiel und es stand wieder eine Hausdurchsuchung mit Veterinäramt, Polizei und Ordnungsamt an. Diesmal wurden insgesamt 17 kleinwüchsige Rassewelpen bzw. -junghunde ohne Mütter und unterschiedlichster Rassen und ein erwachsener Mops sichergestellt. Einige von den Jüngsten (ca. 7 Wochen alt) hatten Fieber, Parasiten und husteten – und mussten umgehend tierärztlich behandelt werden.
Wir hoffen, dass wir alle Hunde durchkriegen, beim letzten Mal sind leider zwei erkrankte Welpen gestorben. Die anderen haben zum Glück ein supertolles Zuhause gefunden. Das wünschen wir uns natürlich auch für diese Welpen und Junghunde, die sicherlich keinen guten Start ins Leben hatten. Wir werden aber alles dafür tun, dass der Neustart für alle mit einem Happy End endet.

Cloud - kein klassischer Notfall

Cloud ist eigentlich ein eher unkomplizierter Hund. Aber das Tierheim ist nicht der richtige Platz für ihn, denn er braucht viel Beschäftigung, Bewegung und jede Menge Platz zum Toben und Rennen.
Mit knapp einem Jahr hat er bereits ein Gewicht von 30 kg erreicht, bei einer Schulterhöhe von über 60 cm. Zum Glück weiß er nicht wirklich, wie stark er ist. Der sanfte Riese ist jederzeit freundlich zu allen Menschen und im Tierheim auch mit allen Hunden verträglich. Allerdings ist er ziemlich ungestüm und knabbert im Spiel auch gerne mal alles und jeden an. Beim Spazierengehen ist Cloud sehr souverän für sein junges Alter und nachdem sich seine anfängliche Aufregung gelegt hat, läuft er auch schon super an der Leine. Auf neue Dinge oder unbekannte Situationen reagiert er immer nach dem gleichen Motto: „Zeig mal her!“ – seine Neugier ist sehr groß und er ist relativ unerschrocken.
Cloud wird nur an erfahrene Hundehalter ohne Kinder vermittelt, auch Katzen sollten keine im Haus leben.

Berlin ohne Pferdekutschen

Unser Ziel, eine Hauptstadt ohne Pferdekutschen, gestaltet sich viel schwerer als angenommen. Aus juristischen Gründen kann das Berliner Abgeordnetenhaus die Pferdekutschen leider nicht mit einem Hinweis auf den Tierschutz verbieten. Das Land musste andere Wege gehen. Deshalb wurden neue „Leitlinien für Pferdefuhrwerksbetriebe“ erlassen, die seit Mai 2019 gelten.
Die Einsatzzeit der Pferde ist nun auf max. neun Stunden pro Tag beschränkt. Von April bis September dürfen die Pferde bis max. 21.00 Uhr eingesetzt werden, von Oktober bis März bis max. 19.00 Uhr. Ab 30 °C muss der Betrieb sofort eingestellt werden und pro Kutsche muss in Zukunft ein stets „ein/e pferdeerfahrene/r Beifahrer/in“ mitfahren.
Dies sind sinnvolle Neuerungen, die jedoch nur dann Wirkung entfalten, wenn das zuständige Ordnungsamt Berlin-Mitte die neuen Leitlinien regelmäßig vor Ort kontrolliert. Laut ersten Pressemitteilungen ist dies dringend notwendig, da sich die Pferdekutschenbetreiber nicht an die Regeln halten. Es bleibt deshalb zu hoffen, dass den nicht einsichtigen Pferdekutschenbetreibern konsequent die Erlaubnis entzogen wird, so wie es in den Leitlinien festgeschrieben ist.

Wer hat ein Plätzchen für Mama und Töchterchen?

Im Reichelsheimer Tierheimbüro wohnen derzeit die beiden Notfälle Tiffy und Susi.

Ihre Besitzerin ist gestorben und leider konnte niemand aus dem familiären Umfeld die Tiere übernehmen.

Das reizende  Mutter-Tochter Gespann, 11 und 7 Jahre alt, lebte immer zusammen und es wäre wirklich toll, wenn sich ein gemeinsames Plätzchen für beide fände.

Tiffy und Susi  sind zu Menschen absolut lieb und können auch gerne zu Kindern vermittelt werden. Kleintiere und Katzen sind nicht so ihr Ding.

Freude auf beiden Seiten

In unserem bmt-Mitgliedsmagazin 04/2018 erschien ein Bericht über die Berliner Tiertafel e.V., mit der die Berliner Geschäftsstelle seit Langem zusammenarbeitet.Die Tiertafel unterstützt  hilfsbedürftige Menschen bei der Finanzierung ihrer tierischen Mitbewohner und verteilt dazu ca. vier Tonnen Tierfutter pro Monat. Auch obdachlosen Tierbesitzerinnen und - besitzern wird in der Hauptstadt geholfen. Die Tiertafel ist im Berliner Tierschutz absolut notwendig und nicht mehr wegzudenken.

Nach dem Artikel gibt es zwei gute Nachrichten:
- Die Tiertafel hat die dringend notwendigen neuen Räume gefunden.
- Die Berliner Geschäftsstelle des bmt erhielt mehrfach Geldspenden für die Tiertafel.

Dafür noch einmal vielen Dank, auch im Namen der Tiertafel!
Wir haben von den Spenden dringend notwendiges Spezialfutter gekauft und der Tiertafel persönlich übergeben - die Freude darüber war auf beiden Seiten riesig.

Sprungbrett ins Glück

Als Sultan von seinen Menschen am 1. Mai 2019 ausgesetzt wurde, befand er sich in einem mehr als erbärmlichen Zustand. Der weiße Langhaarkater wurde in einem Transportkorb in der Nähe einer Schrebergarten-Gaststätte in der prallen Sonne abgestellt. Sein Fell war so verfilzt, dass er nicht in der Lage war, sich fortzubewegen. Er stank nach Urin und auf der rechten Vorderpfote befand sich ein Geschwulst. Zum Glück wurde er rechtzeitig gefunden und in unser Kasseler Tierheim „Wau-Mau-Insel“ gebracht. Dort war er mehr als dankbar, als die Mitarbeiter ihn in einer mehrstündigen Aktion von seiner Filzlast befreiten.

Von nun an meinte das Schicksal es gut mit ihm, denn nach ein paar Wochen Päppeln und Pflege war er startklar für ein neues Leben und begab sich auf die Suche nach seinen Menschen. Und er hatte Glück, denn schon bald verliebte sich eine Katzenfreundin aus Südhessen in den menschenbezogenen Stubentiger und er durfte in sein neues Zuhause umziehen. Dort hängt er wortwörtlich am liebsten auf dem Sofa ab. Und nicht nur für Sultan, der jetzt übrigens Raffi heißt, ist das Tierheim das Sprungbrett ins große Glück!

Einen Monat an der Seite des toten Besitzers

Am letzten Wochenende  brachte die Feuerwehr fünf völlig abgemagerte Rassekatzen in unser Tierheim Köln-Dellbrück.
Berichten zufolge hatten die Tiere einen Monat lang in der Wohnung ihres verstorbenen Besitzers ausgeharrt. Es ist wirklich unglaublich, dass niemand in so langer Zeit etwas mitbekommen hat, zumal es sich um ein Mietshaus handelte.

Drei der fünf Katzen mussten aufgrund ihres maladen Zustands sofort in die Tierklinik, sie konnten aber nach zwei Tagen wieder entlassen werden.

Wie Sie sich vorstellen können sind die Katzen, drei Orientalisch Kurzhaar und zwei Bengal-Mixe, nur noch Haut und Knochen und die Kölner Kollegen geben sich gerade alle Mühe, sie schnell wieder aufzupäppeln.

Dieses traurige Beispiel zeigt ganz deutlich, wie einsam man inmitten von Menschen in einer Großstadt sein kann.

Beiratstour Pecs und Kiskunhalas

Vom 07. – 09. Juni haben der Vorstand und Beirat des bmt eine Informationstour nach Ungarn unternommen, um unsere Partnertierheime in Pecs und Kishkunhalas zu besuchen und mit den Mitarbeitern über Probleme und nötige Hilfestellungen zu sprechen. Die Arbeit von Adrien und Tamas, die das Tierheim in Pecs leiten,  ist einmalig in dieser Region. Uns wurde noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig der Kindertierschutz in Ungarn ist, um ein Umdenken in der Bevölkerung – der nächsten Generation - zu erreichen.
Im Vergleich zu früheren Jahren ist durch die Arbeit vor Ort schon einiges verbessert worden, aber es ist noch ein langer Weg, bis man wirklich zufrieden sein kann. So, wie wir vor ein paar Jahren in Deutschland mit der Einführung der Hundeverordnung die Probleme bekamen, ist nun in Ungarn durch die Anzahl der Hunderassen Staff & Co ein großes Platzproblem aufgetreten. Diese Rassen dürfen nicht nach Deutschland eingeführt werden, sind schwer in Gruppen zu halten und es ist auch schwierig, für sie die richtigen Menschen zu finden. 70 Hunde dieser Rassen belegen derzeit alleine oder zu zweit Zwinger, in denen sonst 5 Hunde untergebracht werden können. Und eine Lösung im Sinne des Tierschutzes ist hier leider nicht in Sicht. Wir würden gerne helfen, aber uns sind leider durch die Gesetze die Hände gebunden.
Ein weiteres Problem ist die sehr kritische Unterbringung der vielen Katzen, die auch mittlerweile im Tierheim abgegeben werden. Wir als bmt werden in Kürze dort mit zwei Containern eine Quarantänestation aufbauen, so dass neu angekommene und kranke Katzen separiert werden können.
Auf der Reise besuchten wir auch das Tierheim in Kiskunhalas. Im 2003 eröffneten Tierheim leben derzeit ca 60 Hunde und Dutzende Katzen, die sich auf dem weitläufigen Gelände frei bewegen können. Es ist dem Tierheim „Wau-Mau-Insel“ in Kassel angeschlossen, das bereits 2007 u.a. für die vorbildliche Tierschutzarbeit in Kiskunhalas mit dem Hessischen Tierschutzpreis ausgezeichnet wurde. Auch bei unserem Besuch zeigte sich, wie gut Tierschutz vor Ort im kleinen Rahmen funktionieren kann.

Eine wunderbare Geschichte am Rande: der alte Mischlingshund Pocak verzauberte die angereisten Kollegen mit seinem Charme – und das nicht ohne Erfolg! Karsten Plücker war mit seinem PKW angereist und hatte zufällig noch eine freie Box im Auto. Bereits am Sonntag saß der Rüde in besagter Box und trat seine Reise in ein neues Leben an. Er ist nun bei uns im Tierheim Köln-Dellbrück. 

Termine

Newsletteranmeldung und - archiv

Wenn Sie in Zukunft unseren monatlichen Newsletter automatisch per Mail erhalten möchten, dann können Sie sich hier anmelden.