Staatliche Tierwohlkennzeichnung - Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner vergisst das Tier wohl

Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner hat gestern in Berlin die Kriterien für das neue staatliche Tierwohlkennzeichen der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei lassen sich drei Stufen unterscheiden: eine Eingangsstufe, bei der die Tiere mindestens 20 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben haben müssen, eine Zwischenstufe und eine Premiumstufe mit zusätzlichen Tierschutzanforderungen.

Der Bund gegen Missbrauch der Tiere sieht in dem neuen Label weder einen ernsthaften Einstieg in dringend notwendige Verbesserungen in der Nutztierhaltung, noch eine wirkliche Verbesserung für den Verbraucher bei seiner Kaufentscheidung an der Ladentheke. Innovativ ist das Label schon deshalb nicht, da die Teilnahme der landwirtschaftlichen Betriebe an dem Tierwohllabel freiwillig ist. Aller Voraussicht nach wird es sich auf Betriebe beschränken, die jetzt schon die Bedingungen erfüllen. Zudem wird Fleisch, welches nur unter den gesetzlichen Mindestanforderungen hergestellt wird, gar nicht gekennzeichnet, so dass dem Verbraucher diese wichtige Information vorenthalten wird.

Aber selbst die von der Ministerin hochgelobten Kriterien der einzelnen Stufen sind derart enttäuschend, dass man nicht ernsthaft von einem „Tierwohlkennzeichen“ sprechen kann. Kastenstände und Vollspaltenböden sind weiterhin erlaubt. Mastschweine mit über 100 kg dürfen selbst in der Premiumstufe auf gerade mal 1,5 qm gehalten werden. Die erste Stufe bleibt sogar unterhalb des gesetzlichen Mindeststandards, denn das tierschutzrechtlich verbotene routinemäßige Kupieren der Schweineschwänze ist kein Ausschlussgrund. Irreführend ist auch der Hinweis, dass die Buchten je nach Funktionsbereich zu strukturieren sind, denn eine wirkliche sinnvolle Strukturierung ist auf den vorgesehenen Minimalflächen kaum möglich.

„Das neue Tierwohlkennzeichen zeigt deutlich, dass es der Bundeslandwirtschaftsministerin aus Rücksicht auf die Agrarlobby an Mut und Entschlossenheit fehlt, um das tägliche Tierleid in der Massentierhaltung zu beenden. Anstatt nun 70 Millionen Euro in  die Werbung für dieses Kennzeichen zu investieren, sollte die Ministerin anfangen den vom wissenschaftlichen Beirat für Agrarpolitik vorgeschlagenen Maßnahmenkatalog konsequent abzuarbeiten“, so Karsten Plücker, Vorsitzender des bmt.