Für eine ethische, moderne und humanbasierte Forschung
Köln, 24. April 2025: Anlässlich des Internationalen Tages zur Abschaffung von Tierversuchen macht der Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. (bmt) erneut auf das Leid von Millionen Tieren aufmerksam, die in Deutschland, aber auch weltweit jährlich in Laboren für wissenschaftliche und medizinische Zwecke verwendet werden.
Trotz wissenschaftlicher Fortschritte und wachsender gesellschaftlicher Kritik wurden allein in Deutschland im Jahr 2023 noch rund 1,45 Millionen Tiere für Versuche eingesetzt – darunter Mäuse, Ratten, Kaninchen, Affen, Hunde und Katzen. Diese offiziell von der Bundesregierung veröffentlichte Gesamtzahl der Versuchstiere spiegelt jedoch nicht die tatsächliche Anzahl der im Bereich Tierversuche verwendeten Tiere wider. So sind die rund 670.000 Tiere, die „zu wissenschaftlichen Zwecken getötet“ wurden, unter anderem für Organentnahmen, in dieser Zahl gar nicht erfasst. Dies betrifft auch die riesige Anzahl sogenannter „Überschusstiere“, die nur deshalb getötet werden, da diese nicht in das Versuchsregime passen, beispielsweise weil sie zu alt sind oder das falsche Geschlecht haben. Berücksichtigt man aber alle relevanten Tiergruppen, die für Tierversuche in Deutschland leiden müssen, so liegt derzeit die tatsächliche Zahl der Tierversuchstiere bei rund 3,5 Millionen Tieren pro Jahr.
Allein die Tatsache, dass rund die Hälfte aller Tiere in der Grundlagenforschung verwendet wird, die per Definition zweckfrei ist, unterstreicht die enorme ethische Problematik dieses Forschungszweiges. Tiere im Tierversuch leiden häufig unter extremen Schmerzen, Stress und der völligen Entbehrung natürlicher Lebensbedingungen. Da bis zu 95 % aller Medikamente, die sich im Tierexperiment als wirksam erwiesen haben, am Menschen scheitern, stellt den tatsächlichen Nutzen für den Menschen erheblich in Frage.
„Tierversuche sind nicht nur aufgrund des damit verbundenen Tierleids in den allermeisten Fällen ethisch unvertretbar, sondern seit Jahrzehnten geradezu ein Bremsklotz für eine zeitgemäße Forschung“, so Biologe Torsten Schmidt, wissenschaftlicher Mitarbeiter des bmt. „Moderne humanbasierte Forschungsmethoden wie Organoide, Multi-Organ-Chips, Computermodelle und bildgebende Verfahren, aber auch die Nutzung von KI liefern oft zuverlässigere und reproduzierbarere Ergebnisse – und dies ohne Tierleid. Gleichwohl gelten die klassischen und meist leidvollen Tierversuche immer noch als „Goldstandard““.
Die designierte Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, ein eigenständiges Gesetz für wissenschaftliche Tierversuche zu schaffen. Welche rechtlichen Absichten damit verfolgt werden, lassen die Koalitionäre leider völlig offen. Aus Sicht des bmt steht zu befürchten, dass die ohnehin nur marginalen Möglichkeiten bestimmter Tierschutzverbände fragwürdige Tierversuchsgenehmigungen rechtlich von Gerichten prüfen zu lassen, damit weiter eingeschränkt werden sollen.
Der bmt fordert unter anderem:
• Ein verbindlicher Ausstiegsplan aus Tierversuchen in Deutschland und auf EU-Ebene. Die bisherigen sehr zaghaften Initiativen des Bundes für eine Reduzierung von Tierversuchen in Deutschland müssen endlich konkretisiert und mit einem zeitlich verbindlichen Fahrplan versehen werden.
• Massive Förderung tierversuchsfreier humanbasierter Alternativmethoden.
• Ein sofortiges Verbot besonders schwer belastender Tierversuche sowie ein Verbot von Tierversuchen an Primaten.
• Deutliche Verbesserung der Transparenz über die Verwendung von Tieren in Forschung und Lehre.
Hintergrund
Der Internationale Tag zur Abschaffung von Tierversuchen findet jährlich am 24. April statt. Er wurde von der britischen Organisation “National Anti-Vivisection Society” (NAVS) ins Leben gerufen und fällt auf den Geburtstag von Lord Hugh Dowding, einem der führenden Kämpfer gegen Tierversuche im 20. Jahrhundert.
Der Bund gegen Missbrauch der Tiere e.V. wurde als Bund gegen Vivisektion“ 1922 gegründet. Seit dieser Zeit setzt sich der bmt für eine Abschaffung von Tierversuchen ein. Seit einigen Jahren klagt der bmt als klageberechtigter Verband in Baden-Württemberg gegen einen besonders leidvollen Versuch an insgesamt 13 Primaten.